archivierte Ausgabe 6/2017 |
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Martin Hajdu † |
Das Schambeker Erbe und das Gerlinger Stadtmuseum lagen ihm am Herzen |
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Martin Hajdu
Foto: privat |
Am 26. Februar durfte Martin Hajdu nach einem langen, erfüllten Leben im Alter von 88 Jahren daheim in Gerlingen im Kreise seiner Familie friedlich einschlafen.
Er wurde am 3.12.1928 als Ältester von drei Kindern in Zsámbék geboren. Er hatte zwei jüngere Schwestern. Bereits im Alter von 12 Jahren verlor er seine Mutter und schon mit 14 Jahren begann er bei seinem Onkel im Nachbarort Mány eine Schlosserlehre. 1945 zog er zurück nach Zsámbék. Doch bereits im darauf folgenden Jahr wurde er wie so viele Ungarndeutsche aus seiner Heimat vertrieben. Am 7.4.1946 musste er Zsámbék zusammen mit seiner Familie mit dem ersten Transport verlassen. Martin kam nach Wismar und begann nach einiger Zeit eine Maurerlehre.
1952 lernte er seine Frau Maria kennen und zog 1953 nach Gerlingen, wo die beiden im November 1953 heirateten. Zunächst wohnten sie in der Weilimdorfer Straße, zogen aber bald in den Schelmengraben in die neue, soeben fertig gewordene Siedlung.
1956 und 1964 wurden ihre beiden Töchter geboren. 1969 baute die Familie ein Haus in der Jakobstraße, wo Martin sein ganzes restliches Leben lang wohnte.
Zunächst arbeitete er als Maurer, später dann als Schreiner bei der Firma Meissner und Wurst.
Martin Hajdu ist vielen Menschen bekannt, da er sich in besonderer Weise für seine alte Heimat Zsámbék und seine neue Heimat Gerlingen eingesetzt hat: So hat er zum Beispiel viele Jahre lang zusammen mit seiner Ehefrau die beliebten Busfahrten nach Zsámbék organisiert, insbesondere zu den Kirchenfesten, die ihm wegen seiner starken Verbundenheit mit der Zsámbéker Kirche besonders wichtig waren.
Mit dabei war er auch bei der Feier zur Erinnerung an den 60.Jahrestag der Vertreibung aus Ungarn 2006 auf Einladung der Zsámbéker Selbstverwaltung.
In den Jahren 1991 bis 1993 hat Martin Hajdu drei Sommerurlaube dazu genutzt in seinem Geburtsort Zsámbék auf dem Friedhof eine Gedenkstätte für die verstorbenen Ahnen zu errichten in Zusammenarbeit mit Pater Martin Anton Jelli, mit Pater Peter Uhlmann und dem Zsámbéker Heimatverein. Martin Hajdu, mit seiner Fähigkeit des tatkräftigen Zupackens, hat damals die Arbeit vor Ort angeleitet und dafür gesorgt, dass alte, teilweise beschädigte Grabsteine der Vorfahren gerettet wurden und in neuer Würde im Kreise einer Gedenkstätte neu aufgestellt wurden.
Hierfür hat er 2004 die Ehrenurkunde und Ehrenmedaille in Gold für besondere Leistungen für den Heimatverein und die Gedenkstätte auf dem Friedhof in Zsámbék bekommen.
Obwohl er irgendwann aus Altersgründen keine Fahrten mehr organisieren konnte, empfand er bis zu seinem Tod eine große Verbundenheit zur alten Heimat. Solange er konnte, nutzte er jede Gelegenheit um immer wieder nach Ungarn zu kommen. Sei es, dass er Einladungen der Gerlinger Vereine zur Teilnahme an deren Ungarnfahrten annahm, oder sich zusammen mit seiner Ehefrau in den Zug setzte um mal wieder ein bisschen ungarische Luft atmen zu können. Bemerkenswert war immer wieder, dass die beiden, wenn sie von Gerlingen nach Zsámbék losfuhren, sagten »so, jetzt fahren wir heim!« und wenn sie dann am Ende ihres Aufenthalts von Zsámbék nach Gerlingen zurückstarteten, sagten sie wieder »so, jetzt fahren wir heim«.
Martin Hajdu hatte die große Fähigkeit sich mit dem Schicksal zu arrangieren und jeweils dort tiefe Wurzeln zu schaffen, wo er sich befand. So drückte sich seine Verwurzelung in der neuen Heimat Gerlingen beispielsweise darin aus, dass er auch in Gerlingen ein höchst aktiver Bürger war. Er war Mitglied im Gerlinger Heimatpflegeverein, im Obst-, Wein- und Gartenbauverein, im Zsámbéker Heimatverein, in der Herzsportgruppe sowie jahrzehntelang im Kleintierzüchterverein Gerlingen und Strohgäu.
Besonders hervorzuheben ist jedoch sein langjähriger Einsatz für das Gerlinger Stadtmuseum und dort ganz besonders für das Ungarndeutsche Heimatmuseum. Dies wurde ein idealer Ort für ihn um seine starke innere Beziehung zu seinen beiden Heimatorten miteinander zu verbinden. So machte er im Ungarndeutschen Heimatmuseum mit Leidenschaft über 30 Jahre lang immer wieder Führungen und war ein äußerst engagierter Zeitzeuge inmitten der Schätze dieses kleinen Museums. Wenn er dort erzählte, so wurden in ihm alte Erinnerungen wach und für die Zuhörer wurden die ausgestellten Gegenstände durch seine lebhaften Schilderungen und Geschichten plötzlich lebendig.
Martin Hajdu war solange er konnte sehr aktiv. Besondere Freude hatte er daran, nahezu jeden Tag in seinem großen Garten zu arbeiten. Zusammen mit seiner Frau Maria pflegte er alte Zsámbéker Traditionen: Sie bauten reichlich Obst und Gemüse an, besonders gern die ungarndeutschen Lieblingsfrüchte Bohnen, Paprika und Kürbis.
Was nicht bereits frisch genossen wurde, verarbeitete seine Frau, wie in der ungarndeutschen Tradition üblich, zu Eingemachtem, Saft und Marmeladen. [...]
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