archivierte Ausgabe 5-6/2021 |
|
|
|
|
Bücherecke |
|
|
|
Museen |
|
|
|
Die Schriftleitung |
|
|
|
Ihre Beiträge zu |
|
|
|
|
|
Personalien |
|
Ein Stadtoberhaupt mit ungarndeutschen Wurzeln |
Maximilian Friedrich ist neuer Oberbürgermeister in Backnang |
|
Maximilian Friedrich im Ungarndeutschen Heimatmuseum in Backnang
Foto: kjl |
Fast hätte es im ersten Wahlgang gereicht. Maximilian Friedrich erhielt am 14. März 49,48 Prozent der Stimmen. Das reichte aber nur fast, um Oberbürgermeister von Backnang zu werden. Allerdings lag er weit vor den anderen Bewerbern. Stefan Neumann, der Bürgermeister von Künzelsau, erhielt 24,45 Prozent. Der Backnanger Unternehmer Jörg Bauer kam auf 11,23 Prozent. Weit abgeschlagen waren die fünf weiteren Bewerber Stefan Braun, Julia Papadopoulos, Roland Stümke, Andreas Brunold und Marco Schlich. Im zweiten Wahlgang am 28. März, bei dem sich immer noch fünf Kandidaten zur Wahl stellten, kam Maximilian Friedrich auf eindeutige 81,46 Prozent. Jörg Bauer erreichte wieder fast 12 Prozent. Stefan Braun, Roland Stümke und Andreas Brunold kamen noch nicht einmal auf fünf Prozent. Die Wahlbeteiligung war im ersten Wahlgang bei 55,04 Prozent, im zweiten bei 44,41 Prozent. 28386 Wahlberechtigte waren zur Wahl zugelassen.
In Backnang und der Umgebung ist Maximilian Friedrich kein Unbekannter. Er wurde am 16. März 1987 in Backnang geboren und wuchs in Auenwald auf, wo sein Vater sechzehn Jahre lang, von 1989 bis 2005, Bürgermeister war. Peter Friedrich wurde 1944 in Creglingen geboren, war im Rathaus in Oppenweiler, ab 1968 im Landratsamt in Backnang und ab 1973 im Landratsamt des neu gegründeten Rems-Murr-Kreises. 1918 starb Peter Friedrich. Vom Vater erbte Maximilian Friedrich die Sportlichkeit. Er spielt in Kleinaspach Tischtennis. Daneben mag er Wandern, Ski und Fußball. Wie der Vater wurde auch Maximilian Friedrich Diplom-Verwaltungswirt. Erfahrungen in der kommunalen Verwaltung sammelte er als stellvertretender Kämmerer in Althütte. Politische Erfahrung sammelte er ab 2009 als Gemeinderat in Auenwald. 2012 wurde er Bürgermeister von Berglen. Er war damals mit einem Alter von fünfundzwanzig Jahren der jüngste Bürgermeister Deutschlands. 2014 wurde er in den Kreistag gewählt und wurde Kreisvorsitzender der Freien Wähler. Im Juni 2020 wurde er mit 95,91 Prozent der Stimmen als Bürgermeister von Berglen wiedergewählt. 2021 wurde er Vorsitzender der Kreistagsfraktion der Freien Wähler.
In Backnang trat er mit den folgenden Idealen für ein Stadtoberhaupt in den Wahlkampf: »Ich bin bewusst kein Mitglied einer Partei, sondern bei den Freien Wählern. Es ist meine Überzeugung, dass ein (Ober)-Bürgermeister überparteilich denken und handeln sollte. Gerade auf kommunaler Ebene geht es oft um ganz konkrete Themen und Entscheidungen – bei diesen halte ich Pragmatismus für den besseren Ratgeber im Vergleich zu Ideologie oder Parteiräson. Dass ich eher pragmatisch bin, bedeutet nicht, dass ich kein festes Wertefundament habe. Im Gegenteil. Ich bin durch und durch demokratisch geprägt und daran orientiert, mich in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen. Werte, die bei mir ganz oben stehen, sind: Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit. Dass ich diese Werte wirklich lebe, kann ich Ihnen versichern – oder Sie hören sich um bei Menschen, die mich kennen. Ich bin sicher, die allermeisten werden es bestätigen.«
In den Backnanger Wahlkampf stürzte sich Maximilian Friedrich schon im Dezember 2020 mit viel Eifer. Trotz der Unmöglichkeit, wegen der Veranstaltungsverbote durch die Corona-Verordnungen, größere Wahlveranstaltungen mit Publikum durchzuführen, versuchte er Kontakte zu den Backnanger Bürgern aufzunehmen. Mit einer Postkartenaktion konnten ihm die Backnanger ihre Bedürfnisse mitteilen. Dass er die Postkarten las, zeigte sich schnell darin, dass er die Wünsche in seine Homepage einbaute. Regelmäßig waren er und seine Frau Kerstin mit einem kleinen Stand auf dem Backnanger Wochenmarkt präsent. Er stellte sich bei den meisten Vereinen vor und besuchte zahlreiche Firmen. Auch mit den Partnerschaftskomitees für die drei Städtepartnerschaften mit Annonay, Bácsalmás und Chelmsford nahm er Kontakt auf. Er betonte dabei besonders, wie wichtig ihm lebendige Städtepartnerschaften als Verbindungen zwischen den Bürgern sind. Er besuchte das Ungarndeutsche Heimatmuseum in Backnang und informierte sich über die Struktur.
Friedrich ging den Wahlkampf mit einem sehr persönlichen Bekenntnis an: »Backnang liegt mir am Herzen. Da ich hier geboren wurde, in Auenwald aufgewachsen bin und Berglen ja auch nicht gerade am anderen Ende der Welt liegt, kenne ich die Stadt und die Menschen gut. Auf persönlicher Ebene habe ich nie den Kontakt und Bezug zur Murr-Metropole verloren. Auf die Politik und Verwaltung der Stadt schaue ich dennoch von außen und mit einigem Abstand – und würde frischen Wind reinbringen. Je mehr ich mich mit Backnang befasse, desto länger wird meine Liste an Ideen.« Im Wahlkampf hob er besonders die folgenden Ziele für Backnang hervor: »Ich möchte dafür sorgen, dass die Innenstadt wieder lebendiger wird.« Außerdem will er die Stadt als Dienstleister ausrichten: modern, bürgernah und innovativ. Bürgerinnen und Bürger sollen sich besser beteiligen können. Außerdem soll Backnang sauberer und nachhaltiger wird – und bis spätestens 2035 klimaneutral. In einem gesamtstädtischen Verkehrskonzept sollen alle Verkehrsteilnehmer gleichrangig berücksichtigt werden. Wichtig ist ihm auch die Barrierefreiheit z. B. an Bushaltestellen. Der Backnanger Bahnhof soll endlich barrierefrei werden. Und er betont: »Ich möchte, dass in Backnang jeder gut und bezahlbar leben und wohnen kann.«
Die Liste seiner ehrenamtlichen Tätigkeiten ist eindrucksvoll: Vorstandsmitglied der Stadtjugendmusik- und Kunstschule Winnenden und Umgebung, Mitglied des Verwaltungsrates des Zweckverbands Breitbandausbau Rems-Murr, Vertreter der Rems-Murr-Kommunen im Kultur-, Jugend- und Sportausschuss des Gemeindetags Baden-Württemberg, Vorstandsmitglied des Heimat- und Museumsvereins Berglen, stellvertretender Verbandsvorsitzender des Zweckverbands Wasserversorgung Berglen-Wieslauf, Vorsitzender des Stiftungsbeirats der Kurz-Seitzschen-Stiftung, Beiratsvorsitzender der Stiftung Bürger für Bürger, zweiter Vorsitzender des Krankenpflegevereins Oppelsbohm, Ausschussmitglied des Krankenpflegevereins Hößlinswart, Beiratsmitglied der Nachbarschaftshilfe Berglen, Ausschussmitglied der Diakoniestation Winnenden, stellvertretendes Vorstandsmitglied des Landschaftserhaltungsverbandes im Rems-Murr-Kreis, Beisitzer im Vorstand beim Deutschen Roten Kreuz Winnenden und Verwaltungsrat der Kreissparkasse Waiblingen.
In seiner Freizeit spielt Maximilian Friedrich Klarinette. Er beschreibt sich selbst als: »naturverbundener, geselliger und sportbegeisterter Familienmensch. Meine Frau Kerstin, unsere Tochter Katharina und ich bilden mit meinen Schwiegereltern ein Mehrgenerationenhaus. Wir verbringen gerne Zeit miteinander sowie mit Freunden – zum Beispiel bei langen Abenden mit dem Spiel Siedler von Catan sowie bei Wanderungen in der Region Stuttgart und in unserer gefühlten zweiten Heimat Montafon. Eine treue (wenn auch faule) Begleiterin dabei ist unsere Hündin Keyla. Nicht nur ihretwegen und wegen unseres Katers Kasimir liegen mir Tiere und Tierschutz seit jeher sehr am Herzen.«
Durch seine Mutter Helga Friedrich hat Maximilian Friedrich übrigens auch ungarndeutsche Wurzeln. Wetschesch (Vecsés) ist der familiäre Bezugspunkt in Ungarn. Er kennt die bekannte Krautgemeinde bei Budapest und pflegt Kontakte dorthin. So ist er mit ungarndeutscher Geschichte und Tradition vertraut. So waren ihm viele Dinge bei seinem Besuch im Ungarndeutschen Heimatmuseum in Backnang vertraut.
Klaus J. Loderer
|
|
Lesen Sie mehr in der Printausgabe. |
|
|
|
|
|
Anzeigen |
Mit Anzeigen und Inseraten erreichen Sie Ihre Zielgruppe. Anzeige aufgeben |
|
|
Unsere neue Dienstleistung für Verlage, die Ihr Abogeschäft in gute Hände geben wollen.
|
mehr
Informationen
|
|
|
Bücher & mehr |
|
|