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Die Matthiaskirche oder Liebfrauenkirche in Buda

Das Bauwerk des ungarischen Königs Béla IV.
Die Matthiaskirche oder Liebfrauenkirche in Buda
Foto: kjl
Matthiaskirche (Liebfrauenkirche) in Budapest
Text: Emmerich Kretz
Um die Mitte des 13. Jahrhunderts ließ König Béla IV. (1235–1270) von Ungarn eine kleine dörfliche Siedlung am Budaer (Ofener)Burghügel zu einer Stadt umbauen. Von den wahrscheinlich französischen und italienischen Bauleuten und Steinmetzen, die dort an der Errichtung von Bürgerhäusern und auch am Bau einer Kirche, der Liebfrauenkirche, mitgewirkt haben, ist wenig bekannt. Dieses der Jungfrau Maria geweihte Gotteshaus in der Festung Buda, findet erstmals nach dem verheerenden Mongoleneinfall in einer Urkunde von1247 als Hauptkirche der Burg Erwähnung. Wegen ihrer Gerichtsbarkeit zerstritten sich in der Folgezeit das Erzbistum Esztergom und das zuständige Bistum Veszprém in langwierigen Auseinandersetzungen. Einer der Gründe für die gegenseitigen Anfeindungen lag darin, dass Priester der deutschen Liebfrauenkirche behaupteten, die Pfarrer der ungarischen Magdalenenkirche befänden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis und seien ihnen unterstellt. Diener der ungarischen Kirche müssten für bestimmte Dienstleistungen Zahlungen »in barer Münze« leisten. Die königliche Administration erstrebte ein gutes Verhältnis zu beiden Gemeinschaften und unterließ eine direkte Einmischung. Obgleich die Einzugsbereiche beider Pfarren im ausgehenden Jahrhundert peinlichst getrennt worden waren, befehdete man sich auch noch im nächsten Jahrhundert, weil mancher Geistlicher der Liebfrauenkirche die Trennung weiterhin nicht anerkannte. Erst eine königliche Verordnung vom Januar 1444 führte zu einem echten Ausgleich zwischen den beiden rivalisierenden Pfarreien: Die Magdalenenkirche löste sich endgültig von der Bevormundung durch die Liebfrauenkirche. Trotzdem hatte diese Kirche bei der Burg zunehmend an Ansehen und Bedeutung gewonnen.

Bereits im Jahr 1309 ließ sich hier Karl aus dem herzoglich französischen Hause Anjou zum ungarischen König (Karl I.) krönen. Seit Mitte des 14. Jahrhundert war das Gotteshaus auch religiöses Zentrum angesehener und wohlhabender deutscher Bürger, die ihre Toten auf dem dortigen Kirchhof bestatteten. Auf diesem Friedhof bei der Kirche erhoben sich seit 1334 die Sankt-Ladislaus-Kapelle und seit dem 15. Jahrhundert die Sankt-Michaels-Kapelle. Um diese Zeit unterhielt die Liebfrauenkirche bereits eine Schule mit Chor, auch wirkten hier zahlreiche Diakone in ihren Ämtern. Gebet und Gesang waren schon immer ein fester Bestandteil der Gottesdienste. Von König Ludwig dem Großen (Lajos I.), dem Nachfolger Karls I. und Gründer der ersten ungarischen Universität in Pécs, stammt das Marientor in die Südseite der Kirche. Unter den Herrschern Sigismund (Zsigmond), der die Residenz auf der Burg in Buda prächtig ausbauen ließ und vom »Volkskönig« Matthias I. Corvinius, dem Erneuerer des Südturms, erweiterte sich das Gotteshaus und galt bald als eine der schönsten Kirchen Ungarns. Vom König gefördert verwaltete der bekannte Astronom Martin Bylica die Burgpfarrei. Unfrieden und Streit unter ungarischen Oligarchen führten das Land wiederholt an den Rand des Abgrunds. Die Drei-Könige-Grabkapelle an der südlichen Längsseite erinnert an den angesehenen, aus Buda stammenden Bürger Johannes Ellenbeck. Zum Gedenken an den Banus von Slawonien, den hochverehrten János Ernuszth, entstand um 1476 die Mariä-Himmelfahrt-Kapelle.
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