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Erst in der Ferne die Heimat Wudigess vermisst

Hans Müller schätzt jedoch auch die Werte, die er in der neuen Heimat kennenlernte
Erst in der Ferne die Heimat Wudigess vermisst
Nach der Vertreibung aus Wudigess (Budakeszi) am 19. März 1946 fanden die jungen Leute am leichtesten ihren Weg, der für sie jedoch gleichfalls wie der der Älteren steinig war. Dieses schwere Schicksal der Vertreibung bestimmte das ganze Leben vieler unserer Eltern, Großeltern und der Jahrgänge, die damals als Kinder und Jugendliche in der alten Heimat zu Hause waren. Wie heißt es doch so rührend in einem Gedicht, das der deutsche Schriftsteller, Lyriker und Redakteur Hans Heinrich Ehrler (1872–1951), der im Schwäbischen zu Hause war, verfasste: »O Heimat, wir sind alle dein, wie weit und fremd wir gehen! Du hast uns schon im Kinderschlaf ins Blut hineingesehen. Kein Weg ist, den wir heimlich nicht nach einem Heimweg fragen. Wer ganz verlaufen, wird im Traum zu dir zurückgetragen.« So berichtet Hans Müller aus seinem Leben.
Rosina Schmalzhaf

Mein Großvater, Thomas Müller, geb. am 6. Juni 1879, ist im Alter von zwanzig Jahren als Hausknecht aus Schambek (Zsámbék) nach Budakeszi in die Dienste des Großbauern und Gastwirtes Stoflitz eingetreten und verehelichte sich mit Katharina geb. Bauknecht. Am 27. September 1906 wurde ihnen ein Sohn, mein Vater, mit dem gleichnamigen Vornamen Thomas, geboren. Ich selbst erblickte am 2. April 1930 als Müller János das Licht der Welt. Zufriedenheit prägte unsere Familie, und beschaulich lebte sie so in Budakeszi. Im Ort waren wir, so viel ich weiß, die einzigen mit dem Namen Müller. Lebhaft trage ich noch die Erinnerungen an meine Kindheit und an meine Familie in mir. Gerne habe mich bei meinen jährlichen Besuchen in meiner geliebten Heimat bis zu ihrem Tod, am 25. März 2006, mit Margitnéni, der Tochter des Land- und Gastwirtes Stoflitz, Margit Herczeg geb. Stoflitz, über die gute alte Zeit und über meinen lieben Großvater sowie meine wunderbare Großmutter unterhalten. So hörte ich mit Spannung wie schmackhaft meine in dem Hause Stoflitz geschätzte Großmutter kochte, und die kleine Margit, auf ihrem Schoß sitzend, den Wunsch äußern durfte, was sie gerne essen würde, und sie sich am liebsten für Schupfnudeln entschied. Da sich auch mein Großvater im Hause Stoflitz bewährte, wurde er bald zum Oberknecht ernannt und erteilte verantwortungsvoll die Arbeiten des Gesindes im Haus und Feld ein. Auf eine kleine Geschichte von meinem Großvater, die mir Margitnéni erzählte, bin ich sehr stolz: Es muss sich so um das Jahr 1920 zugetragen haben. Mein Großvater fuhr mit dem Pferdefuhrwerk wöchentlich, regelmäßig mit der Herrin des Hauses nach Budapest auf den Wochenmarkt, zum Széna tér (Heuplatz), um dort die Produkte aus der Landwirtschaft zu verkaufen. Eines Tages, auf dem Nachhauseweg, stellten sich ihnen plötzlich auf der Höhe des »Finsteren Wäldle«, beim »Heiligen Antonius« Räuber in den Weg, um sie zu überfallen, denn es war bekannt, dass die Herrin viel Geld vom Verkauf auf dem Markt bei sich hatte. Mein Großvater richtete sich neben der Herrin auf und wehrte während der Weiterfahrt mit dem Griff der Peitsche die Räuber ab. Dabei kamen die Pferde in einen schnellen Galopp und rannten die gesamte Strecke bis vor das Haus in der Hauptstraße, bogen dann zu scharf in die Einfahrt, sodass der Pferdewagen umstürzte, und die Herrin im hohen Bogen vom Wagen fiel. Lachend stand sie auf, zeigte auf ihre Schürze unter der das Geld versteckt war und meinte zu meinem Großvater: »Tamás, das Geld ist noch da.«
Wohnhaft war und aufgewachsen bin ich im Unterort in der Szécsény utca 202, neben dem Gmajagerwirt. Hier boten sich mir Spielmöglichkeiten nach Herzenslust. Die Kindheit war sorglos und glücklich. Wenn ich heute im Alter nachdenke, so war dies die schönste Zeit in meinem Leben. Gerne denke ich dabei an meine Schulzeit zurück, an die schönen Gottesdienste am Sonntagmorgen, wo wir geschlossen daran teilnahmen. Meine Lieblingslehrerin war Frau Klanicai Margit und meine Lieblingsfächer Erdkunde sowie der Zeichenunterricht. Ohne überheblich zu sein, kann ich sagen, weil mir das Lernen Spaß bereitete, kann ich auf eine erfolgreiche Schulzeit und gute Noten zurückblicken. Meine Freunde aus dem Unterort sind, sofern sie noch leben, bis zum heutigen Tag meine Freunde. Da ich mich im Alter ein wenig mit Heimatforschung der Budakeszier befasse, habe ich eine Liste der im Jahre 1930 geborenen Kinder erstellt. [...]

Hans Müller
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