archivierte Ausgabe 1-2/2021 |
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Zum Feierabend |
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»Sie sind von umgänglichem Wesen« |
Die Lebensverhältnisse in Cikó im Jahr 1829 |
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Dreschen in Cikó
Foto-Einsender: Helmut Hüber |
Das nachstehende, aus dem Ungarischen übersetzte Dokument wurde am 10. Juni 1998 im Archiv des Komitates Tolnau (Tolna megye) in Szekszárd von Josef Klos († 2008) entdeckt. Es handelt sich um das Schreiben der Cikóer Gemeindevorsteher vom 22. Juni 1829 an den staatlichen Stuhlrichter als Antwort auf eine amtliche Befragung:
Mit allertiefster Untertänigkeit haben wir die Ehre, auf das vom Herrn hochgeborenen staatlichen Stuhlrichter im laufenden 1829. Jahr, am 28. Mai, im Sinne des ausgesandten Rundschreibens auf die von Anton Egyed, Pakser Pfarrer und Dechant, herausgegebenen Fragen unsere untertänigste Antwort zu geben U, (?) M: (?)
1. Seit etwa 128 Jahren haben sich im Ort Czikó dessen Einwohner niedergelassen. 2. Ausschließlich Deutsche bewohnen den Ort. 3. Sie kamen größtenteils aus dem Deutschen Reich. Ihre Tracht sind ein kurzer Bauernmantel (szür = Bauernmantel) oder Jacke (jankli!) und bis zum Knie wallende weiße Leinenhose (pantallon?). Sie sind mittlerer Größe, brauner Hautfarbe, nur sehr wenige verstehen die ungarische Sprache. 4. Neunzig und 6/9 Sezession ist der Ort groß, das heißt 2035 Katastraljoch Feld, 60 Kleinhäusler, 8 oder 10 Einlieger. Weder Adelige, noch Handwerker sind darunter. 5. Außer den Acker- und Ernteerträgen versorgen sie sich nur noch durch Weinbau mit dem Allernotwendigsten. 6. 60 Häuser, 334 Paare, 1.400 Seelen, alle römische Katholiken, bewohnen den Ort. 7. Gutsherren haben sie mehrere, namentlich Perczell Franz Adam, die Herren Gábor und Ignácz, sowie die zurückgebliebene Witwe, geborene Zsaska des seligen (verstorbenen) Perczell Ignácz, nicht aber die Witwen der seligen Perczell Lajos (Ladislaus) und Tamás (Thomas). Die meisten stehen unter Frondienst, einige sind auch Pächter (Arende), sowie Leibeigene des Gábor. 8. Im Winter gehen 165 Kinder in die Schule, im Sommer nur einige wenige. 9. Sie haben weder einen Landes-(Jahrmarkt), noch einen Wochenmarkt. 10. Es sind in der Cikóer Gemarkung zwei alte Kirchen, die eine in westlicher, die andere in südlicher Richtung, von beiden ist nichts bekannt. 11. Wald, fließenden Bach, See gibt es nicht: Die Weingärten liegen auf den Bergen. Der Rotwein ist der beste und haltbarste, Weißwein gibt es wenig. 12. Der Boden ist lehmhaltig, in der Mehrzahl bergig (hügelig), mager. Sowohl das Ackerland als auch die Wiesen sind dem Auswaschen durch Regenschauer ausgesetzt. 13. Die Einwohner bauen hauptsächlich Weizen, Roggen, Wicken und Hafer an. Pusten (Großgrund/Puszta) haben sie keine. Sie halten viele Schafe in Pacht für die wohlgeborene Herrschaft. Der Ort hält nur wenige (Schafe) und die sind auch nicht gut (schlecht) wegen der schlechten Weiden. 14. Der Ort hat keinerlei öffentliche Institution. 15. Die liebste Unterhaltung der Einwohner ist der Tanz, besonders bei den Jugendlichen. 16. Der Ort liegt langgezogen in einem Tal, bestehend aus 2 Straßen in Reihe gebaut. 17. Militärabgabe leisten sie jährlich 2.700 p. (Portion?) Brot, ebensoviel Hafer, genauso viel Heu und die Hälfte Portion Stroh, für Holzstall, Kerzen, Salz und Bettgeld zahlen sie über 400 frt. (Forint?) v. (?) Cz. (?) Von den Erzeugnissen müssen die meisten das Neuntel abführen, aber einige stehen auch unter Zehntel-Abgabe. 18. Drei Ehepaare, 15 Seelen sind Juden, Zigeuner wohnen aber keine im Ort. 19. Arzt gibt es keinen, sie helfen sich hauptsächlich mit Hausmitteln aus. 20. Besonders glückliche oder unglückliche Ereignisse gibt es im Übrigen nicht, außer ein- oder mehrmalige Feuergefahr und Hagelschlag. 21. Ihr Lieblingsgericht ist Kraut mit Schweinefleisch und Knödeln. Kartoffeln und Brot sind aber ihre gewöhnlichen Speisen. 22. Sie sind von umgänglichem Wesen, worauf wir unsere untertänigste Meldung machen.
An den sehr verehrten Herrn Staatlichen Stuhlrichter. In Czikó, den 22. Juni im Jahre 1829 ihre alleruntertänigsten Diener, die Vorsteher der Gemeinde Czikó per Joannus Föglein Notarius (Notar).
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