archivierte Ausgabe 1/2017 |
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Historische Fotos aufgetaucht |
Das Gemälde von Heinrich Stephan im Deutschen Haus in Budapest |
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Heinrich Stephan bei der Arbeit
Foto: Klaus J. Loderer |
In einem im Jahrbuch Suevia Pannonica – Archiv der Deutschen aus Ungarn (Jahrgang 41/42 2014/2015) veröffentlichten Aufsatz über den ungarndeutschen Maler Heinrich Stephan erwähnt Brigitte Spieker ein großes Gemälde, das dieser für das Deutsche Haus in Budapest, dem Sitz des Volksbunds, geschaffen habe. Thema des Bildes im Sitzungssaal sei die Einwanderung der Deutschen nach Ungarn im 18. Jahrhundert gewesen. Bisher ging man immer davon aus, dass das Gemälde nicht nur bei Ende des Zweiten Weltkriegs zerstört worden sei sondern auch kein Bild davon existiert. Nun sind allerdings in einem privaten Nachlass vier alte Schwarzweißfotos aufgetaucht, durch die man sich ein Bild des zerstörten Gemäldes machen kann. Diese Fotos wurden von Mathias Huber aufgehoben und nun von seinem Sohn dem Donauschwäbischen Zentralmuseum in Ulm übergeben.
Heinrich Stephan (ungarisch Stefan Henrik) wurde am 7. März 1896 in Kemend (Máriakéménd). Er studierte an der Kunstakademie in Budapest und dann am Bauhaus in Weimar und Dessau Kunst. Üblicherweise richtet sich der Blick der am Bauhaus studierenden ungarischen Künstler eher auf die Studenten jüdischer Abstammung. Doch es befand sich eben auch ein Ungarndeutscher darunter. Der berühmte Architekt Walter Gropius wurde übrigens der Pate von Stephans Sohn Peter. 1930 kehrte er nach Ungarn zurück. In mehreren Kirchen führte er Wandgemälde aus, so in der Friedhofskirche in Fünfkirchen (Pécs), in der Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt in Kemend (Máriakéménd und in der Kirche in Sier (Szür). Zusammen mit Wilhelm Aba-Novák arbeitete er an einigen Großaufträgen, darunter am Heldendenkmal in Szeged. 1941 nahm er eine Stelle als Kunsterzieher am neu gegründeten Deutschen Gymnasium in Fünfkirchen (Pécs) an. Zusammen mit den Schülern wurde er 1944 vor der heranrückenden Roten Armee nach Hainburg ins Sudetenland evakuiert. Seine schwangere Frau wurde in ihre Heimatstadt Naumburg an der Saale ausgeflogen. Nach Kriegsende folgte er ihr dorthin. Schließlich fand er 1948 in Gelsenkirchen-Buer eine Anstellung als Lehrer, wo er bis zu seiner Pensionierung 1961 unterrichtete. Für mehrere der in der Nachkriegszeit errichteten Kirchen im Ruhrgebiet gestalte Stephan die Glasfenster. Dadurch erwarb er sich dort einen guten Ruf als Künstler. Nach seiner Pensionierung richtete er sich in Widdersberg ein Atelier ein und starb dort 1971. Dann geriet sein Name schnell in Vergessenheit. Wilhelm Kronfuss erinnerte in verschiedenen Texten an ihn. Auch Paul Ginder würdigte ihn im Hauskalender. Aber erst Brigitte Spieker hat nun einen etwas umfassenden Querschnitt durch sein Werk veröffentlicht. Sie ist durch die von ihm im Ruhrgebiet entworfenen Glasfenster auf diesen Künstler gestoßen.
Mit den jetzt aufgetauchten Fotos ist ein Werk aus einer ganz anderen Lebensphase Stephans der Vergessenheit entrissen worden. Stephan schuf 1940 ein Gemälde für den Sitzungssaal im neu eröffneten Deutschen Haus in Budapest, das sich in der Lendvay utca 2, einer kleinen Parallelstraße zur Andrássy út, befand. Allerdings zeigen die Fotos das Bild nicht dort sondern in einem noch nicht identifizierten Raum wohl kurz vor oder nach der Fertigstellung, also wohl in der Ateliersituation.
Leider wurden alle vier Fotos stark verzerrt aufgenommen. Man kann dadurch annehmen, dass es sich um keinen professionellen Fotografen gehandelt hat, denn dieser hätte sicher versucht, das Bild trotz der Ateliersituation, einigermaßen orthogonal aufzunehmen. Der schräge und dadurch stark verzerrende Blick deutet auf einen Laien als Fotografen. Vermutlich wurden sie von Mathias Huber selbst aufgenommen, der damals Landesjugendführer im Volksbund war. [...]
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