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Kultur

Das Runde und das Spitze

Die Designerteppichfirma Drechsle bringt die Teppichserie »Cosmarion« des ungarndeutschen Künstlers Hans Karl Zeisel heraus
Das Runde und das Spitze
Ein Prototyp des Teppichs »Cosmarion HKZ I« in Kombination mit Bauhaus-Möbeln bei einer Ausstellung im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart.
Foto: kjl
Rund ist dieser Teppich oder besser gerundet aber doch kein Kreis. »Cosmarion hat Hans Karl Zeisel diese Form genannt, in der sanfte Rundungen mit harten Zacken und Spitzen kontrastieren. Hinter dem Namen »Cosmarion« verbirgt sich eine schier unendliche Folge geometrischer Vorarbeiten, der zu dieser interessanten geometrischen Form geführt hat. »Cosmarion« nennt Hans Karl Zeisel diese Form. Besser müsste man von einer Formengruppe sprechen. Denn inzwischen hat Zeisel gewissermaßen einen ganzen Kosmos von Varianten dieser Form entwickelt. Für sich hat Zeisel von dieser Form vor einiger Zeit einen Prototyp herstellen lassen, der auch schon in verschiedenen Ausstellungen zu sehen war.

Der renommierte Teppichhersteller Designcarpets Drechsle in Lörrach hat den Teppich »Cosmarion HKZ« nun ins Programm genommen.

Designcarpets steht für hochwertige Produkte. Magdalena Drechsle eröffnete 1949 in Lörrach ein Möbelhaus, das Ende der 1960er-Jahre in ein Fachgeschäft für traditionell geknüpfte Orientteppiche umgewandelt wurde. Zu Anfang bezog man Teppiche, 1983 gründete man in der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu eine eigene Fertigungsstätte, die die handwerkliche Tradition Tibets fortführt. Das ermöglichte ausgefallene und individuelle Anfertigungen. In einem nächsten Schritt kam die Idee auf Teppiche mit moderner Gestaltung anzufertigen. Die inzwischen von Stefan Drechlse geleitete Firma Designercarpets arbeitet eng mit Designern, Künstlern und Architekten zusammen, um nach deren Entwürfen ungewöhnliche und hochwertige Teppiche zu verwirklichen, die in qualitätvoller Handarbeit hergestellt werden. Auch wenn die Teppiche in der Gestaltung nun sehr modern sind, werden sie immer noch in traditioneller Weise geknüpft. Seide und Wolle werden mit Naturfarben gefärbt. Unter anderen fertigt Designcarpets auch Neuauflagen der Bauhauskünstlerin Gertrud Arndt.

Doch zurück zu Hans Karl Zeisel, dem in Waiblingen lebenden Künstler, Grafiker, Werbefachmann und Designer, der übrigens ungarndeutscher Abstammung ist. Man kann Zeisels Arbeiten als geometrische Spielereien betrachten oder als Variationen über ein Thema. Gerne arbeitet er in Serien. Mit unendlichem Fleiß kann er Formen entwickelt. Mit geradezu wissenschaftlicher Systematik geht er vor, um Versuchsreihen aufzubauen. In seiner akribischen Arbeitsweise steht er den am Bauhaus entwickelten Gestaltungslehren nahe. Doch kopiert er nicht einfach das Bauhaus, sondern entwickelt mit einer dem Bauhaus verwandten Methodik neue Formen. Man kann ihn der konkreten Kunst zurechnen.

»Circle, Square, Triangle, Zeisel« (Kreis, Quadrat, Dreieck, Zeisel) hat Hans Karl Zeisel vor einiger Zeit nicht ohne Ironie eine geometrische Formenfolge aufgestellt. Gibt es den bekannten Spruch von der »Quadratur des Kreises« müsste man bei ihm eher von der »Triangulatur des Kreises« sprechen. Was er als »Zeisel« bezeichnet hat, ist eine Form, die aus drei Vierteln eines Kreises zusammengesetzt ist. Diese gerundete Form mit drei Zacken verwendet er in der Regel monochron. Von einer Form zu sprechen, greift allerdings zu kurz. Denn neben der Vervielfältigung und seriellen Reihung variiert Zeisel die Form auch immer wieder. Schließlich kann man die drei Teile in unendlich vielen Möglichkeiten zusammensetzen. Nach komplizierter wird das System, wenn er drei dieser »Zeisel« zusammenfügt. Nun lässt er die Formen nicht zu einer monochromen Fläche verschmelzen. Vielmehr zeigt er deutlich das Zusammengesetzte. Je nach der Überlappung sind die drei Farbflächen genauso unterschiedlich wie die äußere Kontur. Das ist auch der Grund, dass die drei unterschiedlichen Teppiche sich nicht nur in der Farbkombination sondern auch in der Form unterscheiden. Die neue Form nannte Zeisel zunächst CCA. Dann kam er auf die Idee diese neue Form in einer Teppichserie mit dem Namen »Cosmarion« umzusetzen. Der markante Teppich in der kontrastreichen und effektvollen Farbgebung Schwarz-Rot-Weiß entstand als Prototyp, ebenso eine kleine Fassung als Kräuselvelour in Rot-Orange-Blau. Bei einer Ausstellung im Ungarischen Kulturinstitut in Stuttgart wurde der größere Teppich in Kombination mit Bauhaus-Möbeln gezeigt. Als zentrales Motiv in einem großen runden Teppich wurde »Cosmarion« für die historische evangelische Kirche in Brockel bei Bremen verwirklicht. Das Motiv findet man in der Kirche noch einmal an der Wand. In drei Holztafeln zerlegt, dient ein »Cosmarion« als Kreuzessymbol.

Nach der Verwirklichung des Teppich-Projekts ist Hans Karl Zeisel schon beim nächsten Projekt. Nach der Geometriekiste »Hundred and More«, mit vier Holzquadern in vier Farben gedacht als geometrische Entdeckungsreise für Erwachsene, entwickelt er ein Spiel zur Förderung der Kreativität von Kindern.
Klaus J. Loderer
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