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Rückblick

»Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern« im Remstal

30 Jahre fruchtbare Freundschaft zwischen Dumbowa (Dombovár) und Kernen
»Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern« im Remstal
Die Skulptur »Freundschaft« des in Dombovár tätigen Bildhauers Sándor Ambrus wurde 2007 am Bürgergarten in Kernen aufgestellt.
Foto: Martin Surman-Majeczki
Kernen im Remstal ist eine Gemeinde des Rems-Murr-Kreises in Baden-Württemberg. Sie gehört zur europäischen Metropolregion Stuttgart und liegt etwa 16 km in östlicher Richtung von der Landeshauptstadt entfernt. Die attraktive Gemeinde im schönen Remstal ist 1975 nach dem Zusammenschluss der beiden einst selbstständigen Orte Rommelshausen und Stetten entstanden. Der neue Name Kernen leitet sich von der höchsten Erhebung im Schurwald ab, die vor allem durch den Kernenturm bekannt ist. Heute verfügt Kernen über rund 15000 Einwohner.

Was verbindet aber die Gemeinde mit der Tolnauer Stadt Dumbowa (Dombovár)? Eine Freundschaft und Zusammenarbeit, die schon seit 58 Jahren inoffiziell und 30 Jahren offiziell besteht. Anlässlich des runden Jubiläums hat mir Gabriella Grünwald, Vorsitzende der Partnerschaftsgesellschaft Dombóvár-Kernen im Remstal.

»Am 6. April 1991, vor genau 30 Jahren hat seitens der Stadt Dombóvár Bürgermeister Dr. István Fazekas mit dem Bürgermeister der Stadt Kernen im Remstal Günter Haußmann eine Partnerschaftsurkunde unterzeichnet. Die feierliche Zeremonie, die bei uns in Dombóvár stattfand, moderierte damals Dr. Eva Gerner. Ich erinnere mich noch fest daran, als Eva festgestellt hat, dass es nur an uns liege, ob diese Freundschaft fruchtbar oder furchtbar sein wird. Nach 30 Jahren darf ich vielleicht schon behaupten, dass unsere Freundschaft fruchtbar genug war und ist. Claudius sagt: Es gibt Freundschaften, die im Himmel beschlossen und auf Erden vollzogen werden. – Unsere ist sicher so eine!«

Nach Frau Grünwald sind die Wurzeln der Partnerschaft auch in der traurigen Geschichte der Ungarndeutschen nach dem Zweiten Weltkrieg zu suchen. Die eigentlichen Initiatoren des Kontaktausbaus – Heinrich Becht und Stefan Zarth – stammen aus dem kleinen Ort versteckt im Mecsekgebirge Gernisch (Gerényes), wenige Kilometer von Dumbowa entfernt. Die Schulkameraden hat die Vertreibung voneinander getrennt, erst 1963 konnten sie einander auf einem Stuttgarter Treffen der Gernischer Heimatvertriebenen und Heimatverbliebenen wiedersehen. Ab diesem Punkt fanden regelmäßig ähnliche Begegnungen statt. Über eine offizielle Partnerschaft durfte aber man damals noch nicht sprechen. Es kam zu dem ersten offiziellen Treffen der beiden Bürgermeister Haußmann und Vidóczy am 10. August 1984. Nachher trafen sich die Bürgermeister jährlich mindestens einmal auf verschiedenen Veranstaltungen wie Schwabenbälle, Goldene Konfirmationen der Vertriebenen und es wurden auch gegenseitige Chorreisen für den Liederkranz Rommelshausen und den Kapos-Chor organisiert. Aber auch andere Kulturgruppen stellten sich in Dumbowa und in Kernen im Remstal vor. Also die Freundschaft entwickelte sich ziemlich rasch, weil beide Seiten in der Kontaktsuche engagiert waren. 1989 verfasste der Gemeinderat von Kernen i. R. den ersten Grundsatzbeschluss, der in Aussicht gestellt hat eine Partnerschaft mit Dumbowa einzugehen. Im gleichen Jahr wurde in Dumbowa ein Arbeitskreis für das gleiche Ziel gegründet. Im Feber 1991 reiste eine Delegation aus Kernen im Remstal nach Dumbowa, um Hilfe bei der Partnerschaftsvorbereitung zu leisten, so konnte die Partnerschaft schon im April offiziell besiegelt werden.

Frau Grünwald erinnert sich an dieses Ereignis folgenderweise: »Ein lang ersehntes Moment ist damals in Erfüllung gegangen. An den Feierlichkeiten in Dombóvár nahmen rund 100 Kernener Bürgerinnen und Bürger teil, die sehr herzlich in Dombóvár aufgenommen sind. In beiden Orten hat man Partnerschaftsgesellschaften gegründet. Diese Partnerschaft wurde mit Leben gefüllt. Diese Vereinsarbeit zwischen den Partnerschaftsgesellschaften erstreckte sich vor allem auf die Gebiete Kultur, Sport und Soziales. Den Austausch charakterisierten besonders rege Kontakte. Es wurden sogar Ehen geschlossen!«

Jedes zweite Jahr treffen sich seitdem die Dumbowarer mit den Kernenern. An diesen Reisen sind zahlreiche Gruppierungen – Chöre, Tanzgruppen, Musikkapellen, Sportler, Ärztedelegationen, Fahrradgruppen und ganz einfache Privatpersonen auch – beteiligt.

Leider sind diese Begegnungen seit dem Ausbruch der Pandemie nicht so einfach, wie früher, aber mit ständigem Briefwechsel versucht man die bestehenden Freundschaften aufrechtzuerhalten.

Neben der Gemeinde pflegt in Kernen auch die Partnerschaftsgesellschaft Kernen-Dombovár die partnerschaftlichen Verbindungen. Auch die Partnerschaftsgesellschaft musste fast alle geplanten Veranstaltungen absagen. Allerdings führte man zur Weihnachtszeit eine Geschenkaktion durch. Mehr als vierzig Geschenke wurden verpackt, die an Kinder in Dombovár und Gerenyes verteilt wurden. Die Partnerschaftsgesellschaft vermeldet freudig: »Freude bereitet uns daher kürzlich die Meldung aus Dombóvár, dass wir mit unseren Spenden wieder etliche Familien und vor allem Kinder mit kleinen Geschenken zur Weihnachtszeit ein Lächeln ins Gesicht zaubern konnten.«

Ich denke, dass Dumbowa und Kernen ein gutes Beispiel dafür sind, dass man nur dann eine gut funktionierende Partnerschaft aufbauen und richtig pflegen kann, wenn man, wie das Frau Grünwald schön formuliert, »mit Herzblut und vollem Engagement« daran arbeitet. Ich bin mir sicher, dass die Gründerväter stolz auf die Mission der Partnerschaftsgesellschaften herunterblicken, denn auf ihre Bestrebungen passt das Motto »Freundschaft, das ist eine Seele in zwei Körpern« bis heute ununterbrochen zu.
Martin Surman-Majeczki
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