archivierte Ausgabe 1/2012 |
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Rückblick |
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Der gemischte Chor Tscholnok (Csolnok) feierte sein 60-jähriges Bestehen |
Der Szeitl Franzi (Ferry Seidl) war dabei |
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Eva Priegl und Ingrid Tafferner singen alte Tscholnoker Weisen. Im Hintergrund der Tscholnoker Deutsche Gemische Chor vor dem Prospekt mit dem Tscholnoker Panorama |
Als ich nach etwa 1500 Kilometern, die ich teils mit dem Flugzeug, teils mit dem Auto zurückgelegt hatte, ankomme, herrscht schon reges Treiben der Vorbereitung zum Fest. »Pssst … keiner darf es erfahren, dass du da bist, Franzi«, sagt Agathe Hárs, die mich eingeladen hatte zu diesem Ereignis … als Überraschungsgast. Agi, wie sie genannt wird, ist oberste Schulrätin für den Nationalitäten-Deutschunterricht für das Komitat Komorn Gran (Komárom Esztergom megye).
Ich lerne die andere Deutschlehrerin, Eva Priegl, kennen. Sie studierte an der Budapester Eötvös-Universität Germanistik, ist für das Gymnasium qualifiziert, und sie leitet nun das Kulturhaus. Zunächst soll ich das Dorfmuseum besuchen. Unterwegs dorthin genieße ich das »Alpenpanorama« des in dem Pilischer Gebirge liegenden Dorfes. In der Ferne, ganz am Gipfel des Berges, ist ein alter Steinbruch zu sehen, eine malerische Landschaft. Wieso erinnere ich mich daran gar nicht von meinen früheren Besuchen? Hatte ich das damals nicht gesehen?
Das Museum befindet sich in einem alten, mit viel Aufwand phantastisch renovierten Tscholnoker Haus. »Es gehört uns, wir haben es gekauft und renovieren lassen«, erzählen meine beiden Begleiterinnen nicht ohne Stolz. Im Inneren des Gebäudes stellt sich die ganze Geschichte der Bergarbeiter-Gemeinde dar. Erst jetzt wird mir bewusst, dass die Tscholnoker überhaupt nicht vertrieben worden sind. Es gab zwar eine Vertreibungsliste, die da im Haus aushängt, es musste jedoch keiner die Heimat verlassen. Die Erklärung: Alle waren Bergarbeiter, und die wurden im Nachkriegsungarn dringend gebraucht. So bewahrten sie vollständig ihre fränkisch-bayrische Mundart, die auch ihre ungarischen Mitbewohner beherrschen!
Das Jubiläumsprogramm beginnt schon um 3 Uhr am Nachmittag; in der Mehrzweckhalle, die u.a. mit einem großen, das Dorf symbolisierenden Wandprospekt dekoriert ist, sitzen Groß und Klein dicht beieinander, etwa 400 Menschern. Ich muss in meiner Garderobe warten, bis Eva Prigl, die Direktorin, mich ansagt. Ich komme langsam in die Mitte des Raumes, im Hintergrund steht der Tscholnoker Chor, Evi stellt mich vor, ich nehme das Mikrophon in die Hand und fange mit der »Urgeschichte des Szeitl-Franzi« an. »Meini liewi Leut, i’ bin d’r Szeitl Franzi von Marka. Ich hab an Onkel g’habt, den die Kommission bei der Vertreibung gefragt hatte, wer er eigentlich ist. Ein Ungar, oder ein Schwob? Er hat deutsch gedacht …, ich bin a’ Stock-Ungar’, und hat auf Ungarisch g’sogt: Én egy tuskó-magyar vagyok! (was auch so viel bedeutet: Ich bin ein ungarischer Depp!)« Die Leute lachen, im Chor hinter mir fangen sie zu tuscheln an. Ich fahre weiter mit meinen Tante-Nantsch’l-Witzen, die mit ihrem zweiten Mann, dem Krautsting’l-Seppi, drei verschiedene Kinder hatte. Ihr Rufen schallt durch das Haus: »Seppl, komm schnell raus; deiner und meiner hau’n Unser’n!« Noch zwei-drei G’schichten reiche ich nach, da drehe ich mich um und ich sehe die »Baba« (Puppe). Ihre Augen Leuchten. Ich renne zu ihr, wir umarmen uns, dann erwähne ich es, dass ich das Jodeln von ihrem Mann, dem Tafferner-Franzi damals gelernt hatte. Jetzt umarmen wir uns mit dem Franzi. Den zum Abschluss meiner Witze angestimmten Jodler beenden wir mit Franzi zusammen. Die Reaktion des Saales ist entsprechend. [...]
Ferry Seidl
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