archivierte Ausgabe 4/2012 |
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Berichte aus Ungarn |
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EU-Verfahren Die EU-Kommission prüft immer noch mehrere ungarische Gesetze, bei denen die Vereinbarkeit mit europäischem Recht strittig ist. Das Verfahren wegen mangelnder Unabhängigkeit der ungarischen Notenbank wurde von der EU-Kommission am 7. März eingestellt. Zu den nun vorgenommenen Änderungen im Gesetz gehört, dass die Regierung nicht an den Sitzungen des geldpolitischen Rats teilnimmt. Trotzdem zeigte sich Währungskommissar Olli Rehn noch nicht ganz zufrieden. So seien die Voraussetzungen für die Wiederaufnahme der Kreditgespräche immer noch nicht erfüllt, da man einige Details immer noch beanstande. In den Verfahren um den Datenschutz und die Justiz bestehen noch immer Unstimmigkeiten zwischen Brüssel und Budapest. Hier hat Brüssel die Verfahren verschärft. Justiz-Kommissarin Viviane Reding betonte zwar, dass Budapest auf einige Forderungen eingegangen sei, aber die Frage der Herabsetzung des Pensionsalters für Richter sei immer noch strittig. Der ungarischen Regierung wird unterstellt, dass die davon betroffenen 270 Richter aus politischen Gründen pensioniert werden sollen. Der ungarische Vorschlag einer fachlichen gesundheitlichen Einzelprüfung wurde von der Kommission nicht akzeptiert. Trotzdem hoffe man in Brüssel, dass man mit der ungarischen Regierung zu einer gemeinsamen Lösung kommen könne. Allerdings ist nun Eile angesagt, denn die ungarische Regierung muss die Auflagen innerhalb von vier Wochen erfüllen. Die übliche Frist von zwei Monaten wurde auf einen Monat herabgesetzt, da die Gesetze schon in Kraft sind. Sollte es zu keiner Lösung kommen, wird sich der Europäische Gerichtshof mit der Sache befassen.
kjl
Fördergelder Ein Thema der Konferenz der EU-Finanzminister am 13. März in Brüssel waren die Fördergelder für Ungarn. Die EU-Kassenhüter beschlossen, Budapest wegen seines zu hohen Haushaltsdefizits 495 Millionen Euro an Fördergeldern aus dem EU-Kohäsionsfonds zu streichen. Dieser Beschluss soll vom 1. Januar 2013 an gelten. Man will Ungarn aber die Möglichkeit geben, Maßnahmen zu ergreifen, und wird das Thema im Juni noch einmal auf die Tagesordnung nehmen. Der eventuell ausfallende Betrag entspricht 0,5% der ungarischen Wirtschaftskraft und 29 % der Mittel, die das Land im kommenden Jahr aus dem EU-Kohäsionsfonds erhalten sollte, mit dem unterentwickelte Regionen gefördert werden. Ungarn wäre das erste EU-Land, das mit einer Streichung der Kohäsionsfonds bestraft würde.
kjl
Bevölkerungsentwicklung Die Bevölkerungsentwicklung des Jahres 2011 weist 88.050 Neugeborene in Ungarn aus. Das entspricht einer Geburtenrate von 8,8 Promille. Dem stehen 128.700 Todesfälle (12,9 Promille) entgegen. Die Geburten gingen damit um 2,5 %, die Todesfälle um 1,3 % gegenüber 2010 zurück. Die Bevölkerung schrumpfte damit um 40.650 Personen. Es gab 37.750 Hochzeiten, 0,6 % mehr als im Jahr davor. Die Säuglingssterblichkeit lag bei 4,9 Promille, der geringste je in Ungarn gemessene Wert. In Deutschland liegt er bei 4,1 Promille. Die Gesamtbevölkerung, einschließlich Ein- und Auswanderung betrug 9.962.000, ca. 24.000 weniger als im Vorjahr.
József Gaugesz
Industrieproduktion steigt Nach den neuesten statistischen Daten stieg im vergangenen Jahr die Industrieproduktion im produzierenden Bereich um 5,8 %. Der Bergbau lege sogar 16 % zu. Dafür schrumpfte der Energiesektor um 1,1 %. Auto- und Autozulieferbetriebe, die rund ein Fünftel der gesamten Industrieproduktion Ungarns ausmachen, legten 12 % zu. IT-Hardware, Elektronik und Optik produzierten 5,4 % weniger als im Vorjahr. Der Maschinenbau war der Rekordhalter 2011 und schaffte ein Plus von 44 %, allerdings hat er nur einen Anteil von unter 6 % an der Industrieproduktion in Ungarn. Die Erzeugerpreise entwickelten sich in der Industrie sehr unterschiedlich. Die Chemieindustrie weist eine Steigerung um 12,5 % aus, Lebensmittel- Getränke und Tabakindustrie um 8,9 %. Die Inlandspreise stiegen im Schnitt um 6,2 % (4,7 % Inflation), die Exportpreise um 2,8 %. In der Privatwirtschaft stieg die Zahl der Beschäftigten um 3,4 %, die Produktivität um 1,9 %. Die Auftragslage im Industriebereich stand Ende Dezember 16 % besser als vor einem Jahr, hier konnten sogar die Branchen, die 2011 Einbußen erleiden mussten, wieder mehr Auftragseingänge verbuchen.
József Gaugesz
Aktienindex War der Budapester Aktienmarkt zum Jahresanfang im Zuge der politischen Diskussionen schwer eingesackt, hat sich der Budapester Aktienindex (BUX) allerdings schnell wieder erholt. Er legte gar um zwölf Prozent zu. So erreichte der BUX am 12. März fast 20.000 Punkte. Auch im längerfristigen Vergleich hat sich der BUX seit dem Krisentief im März 2009, als er auf 9300 Punkte abgefallen war, wieder gut erholt. Allerdings ist er von der Höchstmarke von 30.000 Punkten im Sommer 2007 immer noch weit entfernt. Fachleute halten einen Index von 21.000 Punkten in diesem Jahr aber noch für möglich. Der Forint hatte sich nach einem Tiefstand von 322 Forint für einen Euro bis Anfang März wieder erholt und stand auf 290 Forint für einen Euro. Derzeit dreht sich Vieles um das weitere Verhaltung des Internationalen Währungsfonds und der EU. Die Investoren beobachten genau, ob diese mit der ungarischen Regierung zu einer Einigung kommen werden. Auf jeden Fall würden Finanzhilfen von EU und IWF den Markt weiter beruhigen und für mehr Stabilität sorgen. Und für den ungarischen Staat wäre ein Kredit des IWF für ca. vier Prozent Zinsen wesentlich billiger als ein Kredit auf dem Geldmarkt für acht Prozent.
kjl
Erste Group Bank leidet unter Verlusten 2011 erlitt die ungarische Tochtergesellschaft der österreichischen Bank Erste Group Verluste in Höhe von 567 Millionen Euro. Man geht in der Wiener Zentrale davon aus, dass die Ungarn-Tochter noch zwei weitere Jahre Verluste machen wird. Man werde sich aber trotzdem nicht aus dem Ungarn-Geschäft zurückziehen. Der Vorstandsvorsitzende der Erste Group, Andreas Treichl, betonte: »Ungarn ist ein Kernland für die Erste.« Während man in Rumänien bereits wieder auf eine Verbesserung hoffe, sei dies in Ungarn für 2012 und 2013 nicht zu erwarten. Man strukturiere die Bank aber so um, dass man für 2014 einen Gewinn erwarten dürfe. In der Bilanz für 2011 sei der gesamte Firmenwert der Ungarn-Tochter abgeschrieben worden. Die Bank litt unter den reihenweise erfolgten Ausfällen von Privatkrediten.
kjl
Nichtraucherschutz in Gaststätten Kein Zigarettenqualm in Restaurants und Hotels Verrauchte Gaststätten und Restaurants gehören jetzt auch in Ungarn der Vergangenheit an: Zum Schutz von Kindern und Nichtrauchern gilt seit Anfang Januar ein ähnliches Rauchverbot wie in Deutschland. Seitdem darf in öffentlichen Einrichtungen nicht mehr geraucht werden. Für passionierte Raucher haben viele Restaurants und Hotels spezielle Raucherzimmer eingerichtet. Auch im Freien sind Zigaretten nicht überall gestattet: So ist das Rauchen im Umkreis von fünf Metern von Kinderspielplätzen sowie Bushaltestellen untersagt. Autofahrer, die Kinder oder schwangere Frauen in ihrem Fahrzeug mitführen, sind dazu angehalten, ihre Raucherpause außerhalb des Wagens stattfinden zu lassen. Nach einer Übergangszeit von drei Monaten können bei Zuwiderhandlungen Bußgelder von bis zu 30.000 Forint (umgerechnet etwa 100 Euro) erhoben werden.
Übergewicht wird zum Problem Eine neue Studie befasst sich mit dem Übergewicht von Menschen in den Staaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Demnach ist jeder zweite Mensch in diesen Staaten übergewichtig, gar jeder sechste fettleibig. Dies ist der Durchschnitt. In Ungarn liegt der Anteil der fettleibigen Menschen unverändert bei 19 %. In den USA ist der Anteil um fünf Prozentpunkte auf 35 % gestiegen. Bei den Kindern führt Griechenland die Liste der Übergewichtigen an: 37 % der Mädchen und 45 % der Knaben sind dort übergewichtig. Ungarn liegt an siebter Stelle. 26 % der Kinder sind dort übergewichtig. Deutschland ist an siebzehnter Stelle zu finden.
kjl
Tourismus Sechs Prozent mehr internationale Gäste im Jahr 2011 »Ungarn ist und bleibt ein beliebtes Urlaubsland: 2011 ist die Zahl der internationalen Gäste in Ungarns Beherbergungsbetrieben um sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen«, freut sich Gergely Horváth, Generaldirektor des Ungarischen Tourismusamtes (Quelle: Ungarisches Statistikamt). Damit liegt die Entwicklung des Ungarn-Tourismus über dem weltweiten Trend. Nach Angaben der Welttourismus-Organisation UNWTO sind die internationalen Ankünfte im letzten Jahr insgesamt um 4,4 Prozent gewachsen. Europaweit ermittelten die Experten ebenfalls eine Zunahme der internationalen Reisen um sechs Prozent. Die Zahl touristischer Übernachtungen ausländischer Gäste in Ungarn lag 2011 um 3,2 Prozent höher als im Vorjahr. Besonders im Trend sind die hochwertigen Urlaube sowie die Verwöhn- und Gesundheitsreisen nach Ungarn. So sind die Übernachtungen in ungarischen Vier-Sterne-Hotels 2011 um 11,7 Prozent gestiegen, die Übernachtungen in Spa-Hotels, die bereits im Krisenjahr 2010 mit einem Plus von 43 Prozent einen Boom erlebten, sind 2011 um weitere 40 Prozent gewachsen. Die hohe Nachfrage trifft auch auf ein erweitertes Angebot: 124 Spa-Hotels standen 2011 Wohlfühlurlaubern in Ungarn zur Verfügung mit 21.785 Betten – rund ein Viertel (22,7 Prozent) mehr als im Vorjahr. 15,7 Prozent aller internationalen Reisenden nach Ungarn wollen im Land der Thermalquellen einen Gesundheitsurlaub verleben. Anspruchsvolle Urlauber finden in 20 Fünf-Sterne-Hotels (9.360 Betten) und 214 Vier-Sterne-Hotels (48,445 Betten) hochwertigen Service, der den Geldbeutel nicht zu sehr belastet.
Ungarisches Tourismusamt
Deutschland wichtigster Quellmarkt für Ungarn Rund 20 Prozent der Übernachtungen in kommerziellen Unterkünften in Ungarn gehen auf deutsche Gäste zurück Mit insgesamt 1,2 Millionen Ungarn-Reisen von mehr als vier Tagen Dauer ist Deutschland weiterhin mit Abstand der größte Quellmarkt für den Ungarn-Tourismus. Das wirkt sich auch auf die touristischen Übernachtungen aus: 516.050 Ankünfte deutscher Gäste in kommerziellen Unterkünften mit mehr als zehn Zimmern zählte das ungarische Statistikamt im Jahr 2011. Damit liegt die Bundesrepublik deutlich vor Österreich (280.046 Ankünfte in kommerziellen Unterkünften) und Großbritannien (15.272 Ankünfte in kommerziellen Unterkünften). Zudem sind Deutsche in Ungarn besonders spendabel: Rund ein Viertel der Ausgaben internationaler Touristen in Ungarn geht auf deutsche Gäste zurück. Insgesamt gaben sie in den ersten neun Monaten 2011 rund 163,9 Milliarden Forint in Ungarn aus (ca. 550 Millionen Euro). Mit einer durchschnittlichen Aufenthaltsdauer von 3,8 Übernachtungen bleiben Besucher aus Deutschland auch am längsten im Land. Deutsche Gesundheitsreisende sowie Bade- und Familienurlauber lassen sich im Schnitt sogar elf Tage lang in Ungarn verwöhnen. Wohl aufgrund der wirtschaftlichen Lage sind die Gesamtübernachtungen in kommerziellen Unterkünften deutscher Gäste in Ungarn 2011 allerdings leicht gesunken (minus 2,4 Prozent bei den Ankünften). Zuwächse in den letzten Monaten 2011 weisen jedoch auf eine Trendwende hin. So lagen die Hotelübernachtungen im letzten Quartal 2011 über den Zahlen des Vorjahreszeitraums (Oktober plus 3,3 Prozent, November plus zwei Prozent, Dezember plus 6,8 Prozent). Bereits 2010 war die Hotelnachfrage in diesen Monaten mit zum Teil zweistelligen Zuwachszahlen deutlich gestiegen. Hier zeigt sich die zunehmende Attraktivität Ungarns auch in der Nebensaison zum Beispiel als Wellness- und Kulturziel, die das Ungarische Tourismusamt unter anderem mit der »Budapest Winter Invitation« in den letzten Jahren erfolgreich beworben hat. Von 2002 bis 2011 ist die Zahl deutscher Besucher in Ungarn insgesamt um 15 Prozent gewachsen. »Jede fünfte touristische Übernachtung in Ungarn wird von deutschen Gästen generiert. Deshalb werden wir auch in Zukunft intensiv um diesen wichtigen Markt werben. Im Fokus stehen dabei die Städtereisen sowie die vielen Angebote für jüngere Zielgruppen, die besonders in den letzten Jahren in Ungarn entstanden sind. Denn das gute Preis-Leistungs-Verhältnis macht unsere Destinationen auch für Jugendliche und Familien sehr interessant. Ein weiterer Schwerpunkt ist der boomende MICE-Markt. Aufgrund des großen Know-hows in medizinischen sowie weiteren wissenschaftlichen und technischen Themen sowie der hohe Dichte an Forschungsinstituten sind Tagungen und Kongresse in Ungarn bei deutschen Veranstaltern äußerst beliebt«, erklärt Kristóf Sztojanovits, Deutschlanddirektor des Ungarischen Tourismusamtes. Lieblingsziel deutscher Urlauber ist und bleibt der Balaton. Rund zwei Drittel der deutschen Urlaubsreisen nach Ungarn führen an den größten Binnensee Europas mit seinen vielen Bade- und Sportmöglichkeiten. Denn selbst an den seltenen Regentagen sorgt die stetig ausgeweitete touristische Infrastruktur für Spaß und Unterhaltung. Neben Budapest gehören außerdem die Westungarische Bäderstraße sowie die authentischen Dörfer und die Weinregionen West-Pannoniens an der österreichisch-ungarischen Grenze zu den beliebtesten Regionen deutscher Urlauber. Besonders Reisende aus den ostdeutschen Bundesländern zieht es auch in die ungarische Tiefebene. Hier genießen sie zum Beispiel die Romantik der Puszta, lassen sich in der Bäderstadt Hajdúszoboszló verwöhnen oder entdecken den von der UNESCO geschützten Theiß-See vom Land oder Wasser aus für sich.
Ungarisches Tourismusamt
MICE-Markt boomt Tagungsstätten besonders in der Medizinbranche gefragt Auch als Tagungsland wird Ungarn immer beliebter: 2011 fanden hier 602 Kongresse mit rund 126.000 Teilnehmern statt. Dabei war die internationale Beteiligung hoch: Rund 80 Prozent der Besucher kamen aus dem Ausland. Mehr als 70 Prozent der Konferenzen wurden auch von deutschen Teilnehmern besucht. Rund Dreiviertel (74 Prozent) aller ungarischen Ausstellungen und Tagungen finden in Budapest statt. Wichtigstes Kernthema der Fachkongresse in Ungarn ist die medizinische Forschung.
Ungarisches Tourismusamt
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