archivierte Ausgabe 1-3/2024 |
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Wir müssen Brücken weiter bauen |
43. ungarndeutsche Kulturtagung in Gerlingen |
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Ehrengäste der ungarndeutschen Kulturtagung in der Jahnhalle in Gerlingen Klaus J. Loderer |
Mit interessanten Vorträgen konnte auch die Kulturtagung am 14. Oktober 2023 aufwarten, die von der Stadt Gerlingen und vom Landesverband Baden-Württemberg der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn durchgeführt wurde, aufwarten.
Im Zentrum der Kulturtagung mit dem Titel »Wir müssen Brücken weiter bauen« stand die Zukunft der Volksgruppe der Donauschwaben in Baden-Württemberg und der Ungarndeutschen in Ungarn. Gerlingens Bürgermeister Dirk Oestringer begrüßte die Gäste in der Jahnhalle, darunter zahlreiche Ehrengäste wie den ungarischen Generalkonsul in Stuttgart Dr. András Izsák, den Direktor des Liszt-Instituts in Stuttgart Dr. Dezsö Szabo, aus Ungarn die Vorsitzende der Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen Ibolya Hock-Englender, den Bundestagsabgeordneten Steffen Bilger, den früheren Landtagsabgeordneten Klaus Hermann, den Direktor des Instituts für donauschwäbische Geschichte und Landeskunde Prof. Dr. Reinhard Johler, den Direktor des Donauschwäbischen Zentralmuseums in Ulm Tamás Szalay.
Joschi Ament begrüßte als Bundes- und Landesvorsitzender der Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn die interessierten Gäste. Zur Integration der Deutschen aus Ungarn konstatierte Ament: »Den Ungarndeutschen sieht man es nicht an, die Frauen tragen keine Kittelschürzen mehr. Aber das ist auch gut so.« Das spreche für eine gelungene Eingliederung in die bundesdeutsche Gesellschaft. Er hob auch den Einsatz der Ungarndeutschen über viele Jahrzehnte für die Versöhnung zwischen Ost und West hervor. 2024 werde die Landsmannschaft der Deutschen aus Ungarn 75 Jahre bestehen. Das ist ein guter Anlass für den Blick nach vorn.
Der baden-württembergische Landtagsabgeordnete Raimund Haser, der auch Vorstandsmitglied des Bund der Vertriebenen auf Bundes- und Landesebene, Mitglied des Stiftungsrat der Donauschwäbischen Kulturstiftung des Landes Baden-Württemberg und seit 2019 Vorsitzender des Vereins Haus der Donauschwaben in Sindelfingen ist, sprach über das Thema »Quo Vadis Europa – wenn Freunde streiten«. Zunächst ging er auf die eigene Biographie ein: »Wie gehe ich damit um, dass ich durch die Vertreibung der Familie in Deutschland geboren wurde? Haser machte in seinem Vortrag ein deutliches Bekenntnis für die Europäische Union: »Es gibt keine Alternative zur Europäischen Union!« Die gemeinsame Basis der europäischen Länder sei derzeit die Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg. Das wird sich nach weiteren Generationswechseln aber bald ändern, denn die Erinnerung an den Krieg werde bald verblasst sein: »Dann benötigen wir eine neue Basis für die EU.« Das neue Fundament der EU basiert nach Haser auf der Vernunft. »Wir benötigen eine gemeinsame Bereitschaft für die Anpassung an die Veränderungen in er Welt.« Aber das neue Europa dürfe keine zu starke Vereinheitlichung bedeuten, sondern müsse ein Europa der Unterschiedlichkeiten werden. »Wir benötigen Verständnis füreinander. Wir müssen Menschen zusammenbringen. Deshalb müssen die Landsmannschaften zu Freundschaftsverbänden werden.« Haser hob aber auch hervor, dass in der EU nicht die Bürokratie im Vordergrund stehen darf: »Die Europäische Union muss eine Sache der Herzen sein, nicht der Verordnungen.«
Dr. Zsuzsanna Gerner ist seit vielen Jahren als Professorin an der Universität Pécs tätig, war Leiterin des germanistischen Instituts und ist Honorarkonsulin der Bundesrepublik Deutschland in Pécs (Fünfkirchen). Seit 2017 ist sie Hauptdirektorin des Lehrerbildungszentrums der Universität. Sie referierte zum Thema »Zur (Sprach-)identität ungarndeutscher Jugendlicher« und zeigte darin die unterschiedlichen Möglichkeiten zu Sprachgebrauch und Formen von Identität ebenso auf wie eine historische Entwicklung der Sprachnutzung der Ungarndeutschen. Gerner zeigte auf, wie durch die Assimilierung der Ungarndeutschen in Folge der Magyarisierung sich der Gebrauch der deutschen Sprache völlig veränderte und wie sie sogar stark bedroht war. Ab 1945 war die Benutzung der deutschen Sprache in der Öffentlichkeit in Ungarn völlig verboten. Das hatte auch einen Rückgang der Dialekte zur Folge. Die politische Wende brachte 1989 auch eine Neuausrichtung des Sprachunterrichts mit sich. Allerdings veränderte sich die Nutzung der deutschen Sprache weiter. Durch Arbeit, Schule und Sport kam es zu weiteren Sprachverschiebungen. So rückte durch den deutschsprachigen Schulunterricht die deutsche Hochsprache in den Vordergrund, während die Dialekte weiter zurückgingen. Im zweiten Teil ihres Vortrags ging Zsuzsanna Gerner auf die verschiedenen Formen von Identitäten in ethnischen Gruppen ein.
Gerlingens Bürgermeister Dirk Oestringer bedankte sich am Schluss bei den Refenten für die interessanten Beiträge. Bei einem Mittagessen in der nahe gelegenen Aula der Pestalozzischule ergaben sich weitere Möglichkeiten zu interessantem Austausch.
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